Wer anderen eine Grube gräbt … lässt Jahrtausende später Archäologenherzen höher schlagen! Im Dezember 2014 entdeckte die gemeinsame Mission des französischen Forschungszentrums (CNRS) und des ägyptischen Antikenministeriums dicht beim Ptah-Tempel in Karnak eine Grube, die in antiker Zeit wohl als Depot für Kultgegenstände genutzt worden war. Die inzwischen durchgeführte Grabung brachte 38 Artefakte zutage, darunter Statuen und andere religiöse Gegenstände, die sich in einem besonders guten Erhaltungszustand befinden.
Die Gemeinschaftsmission nennt sich “Französisch-Ägyptisches Zentrum für Studien an den Karnak-Tempeln” (Cfeetk) und wurde bereits 1967 gegründet, um den Amun-Re-Bezirk in Karnak zu untersuchen und zu restaurieren. Seit 2008 beschäftigt man sich aber auch mit dem im Norden des Karnakgeländes liegenden Ptah-Tempel. Er wurde vom großen Thutmosis III. (1479-1424 v.Chr.) erbaut und in späteren Perioden, bis hin zum römischen Kaiser Tiberius, der 14-37 n.Chr. regierte, immer wieder umgebaut und erweitert.
Die gefundenen Objekte sind aus verschiedenen Materialien gefertigt: aus Kalkstein, Grauwacke (ein graugrüner Sandstein), Kupferlegierungen und aus Fritte (eine poröse Keramikschmelze). Einige der Stücke waren sogar mit Gold überzogen. Die Artefakte waren rund um eine Sitzstatue des Gottes Ptah herum angeordnet, wie die CNRS in einer Pressemitteilung schreibt.
Unter den gefundenen Objekten sind u.a.
• 14 Osiris-Statuen
• 3 Pavianfiguren
• 2 Mut-Statuetten, von denen eine mit Hieroglyphen beschriftet ist
• der Katzenkopf einer Bastet-Statue
• sowie der obere Teil einer kleinen, beschrifteten Stele, auf welcher der Name des Gottes Ptah erwähnt wird.
Im oberen Teil der Grube, und vermutlich aus einer anderen Epoche stammend, fand man noch eine kleine Sphinx und den Kopf einer Statue, die vermutlich Imhotep darstellen soll.
Die Statuen werden aufgrund des verwendeten Materials und der ersten epigrafischen Auswertungen in das 8.-7. Jahrhundert v.Chr. datiert, also in den Anfang der 25. Dynastie. Die Vielzahl der gefundenen Artefakte und deren fast tadelloser Zustand machen diesen Fund zu einem außergewöhnlichen Ereignis. Außergewöhnlich ist auch die Art der Dokumentierung: Ein Spezialist machte bei jedem Ausgrabungsschritt hunderte Fotos, wodurch nachträglich eine 3D-Rekonstruktion des Fundes möglich wurde.
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